Die zwischen Vätern und Kindern praktizierte Apartheid,
stellt wohl das größte Skandalon unserer wohlständigen Gesellschaft dar. (Raoul Schrott)
Die Geschichte ist übernommen aus dem Brief vom 14.Dezember 2015, veröffentlicht unter "verbotene Briefe 1"
Meine abendländische Weihnachtsgeschichte
Zugegeben! Ich habe mich mordsmäßig erschrocken. Seitdem aus dem Dunkel die dürre Hand eines mürrischen Kauzes auf mich zukam und ein langer, knochiger Gichtfinger fast meine Nasenspitze berührte liebe ich 3D-Filme.
Zur Weihnachtszeit ist Disneys "A Christmas Carol" mit Jim Carrey in der Hauptrolle mein absoluter Favorit.
Nicht ohne Grund hat sich die Mär von der erstaunlichen und erbaulichen Wandlung des grantigen Geizkragens Ebenezer Scrooge durch die Begegnung mit den Geistern der Weihnacht einen festen Platz am Kaminfeuer in der Adventszeit erworben.
Wäre die folgende Geschichte eine mit eben solchen Ausgang so müsste sie, wie heutigentags in Fernsehserien üblich, durch einen Gastauftritt des geläuterten Mr.Scrooge eine Aufwertung erfahren. Das Gute siegt und alles wird gut. Leider ist nicht alles gut und so muss auf die Mitwirkung des Ex-Grantlers genauso verzichtet werden wie auf die von Kaspar, Melchior und Balthasar.
Auch Ochs und Esel wollen in dieser neuzeitlichen Weihnachtsgeschichte nicht mitwirken, weil der gleichzeitige Auftritt mit den Professionen der Jugendämtler, Seelenklempner und Paragraphendeuter in einer Story für jedes Rindvieh und jeden ehrbaren Vierhufer eine Ehrverletzung und Beleidigung darstellen würde.
Überhaupt hat sich in den letzten zweitausend Jahren, seit sich der Mann der Josef aus Galiläa war mit seiner schwangeren Verlobten auf den Weg zur Einschreibung (Volkszählung) nach Bethlehem begab, manch wundersame Veränderung ergeben. So gibt es heute Computerprogramme die scheinbar mehr Menschlichkeit entwickeln als die für den Gedeih von Kindern verantwortlichen Statthalter. So kann in der Welt der Märchen das Auftauchen von Pebb§y nicht überraschen.
Doch im Mittelpunkt meiner Geschichte steht ein Mann, der nicht Josef ist und doch Vater eines wundervollen Kindes.
Eine abendländische Weihnachtsgeschichte in fünf Kapiteln
Kapitel 1
Es war einmal in einer großen Stadt des Abendlandes.
Die letzten Tage des Sommers waren gezählt als ein Mann, der nicht Josef hieß, Vater wurde.
Es war das dritte Mal in seinem Leben.
Die letzte Stunde des Tages brach an. Der Himmel hatte bereits Feierabend gemacht, das Mondlicht ausgeknipst und die Wolkendecke zugezogen. Selbst das Licht des Sterns von Betlehem hätte keine Chance mehr die Nacht zu erhellen. Der Mann hatte sich beeilt. Keine zwei Stunden waren seit dem Erhalt des Anrufs vergangen. Die Straßenbeleuchtung in diesem Teil der Stadt war spärlich. Der hochgewachsene Baumbestand lieferte die passenden Schatten. Auf einem Messingschild konnte er "Park-Sanatorium Dahlem" entziffern.Das war sein Ziel. Mitnichten ein Stall. Altehrwürdig lagen Park und Gemäuer im fahlen Lichtschein der Nacht.
Das war zweifelsfrei ein Kontrast zu dem Licht das das Kind kurz zuvor erblickt hatte. Weiß und kalt wurde es im Operationssaal von der Welt begrüßt. Das scharfe Skalpell noch blutig vom schnellen Schnitt, der zuvor gewünscht und geplant war.
Der Mann, der nicht Josef war, überwand mit jedem Schritt zwei Stufen der ausladenden Eingangsempore.
Dann stand er vor ihr - seiner dritten Tochter. Ein gesundes Baby. Schon zwei Stunden nach der Geburt hübsch. "Alles dran", meinte verschmitzt eine Krankenschwester. Der Mann war sich des dritten Wunders seines Lebens bewusst.
Friedlich lag das Kind im Arm der Mutter. Der Vater gratulierte artig, berührte zaghaft die Hand der Tochter und flüsterte "Ich bin immer für dich da." Sein Gesichtsausdruck drückte Stolz, Lebensfreude und Zuversicht aus. Der Makel des Kindes war nicht sichtbar. In dieser Nacht wurde zudem kein Gedanke an Ochs und Esel, Robe und das apokalyptische Trio des Kinderinfernos Jaga, Psycho und Advokat verschwendet. Gold, Weihrauch und Myrrhe wurden nicht vermisst.
Das Neugeborene hatte Mutter und Vater und wurde geliebt.
Die folgende Nacht war kurz, der sich anschließende Arbeitstag anstrengend.
Der nächste Tag war hell.
Die Sonne zeigte sich öfter. Der Anblick des sattgrünen Rasens vor dem Sanatorium erfreute jedes Besuchers Augen. Der Duft der üppig blühenden Blumen die den Weg säumten vermischte sich mit den des bunten Straußes den der Vater zu Mutter und Kind brachte.
Beim Betreten des Zimmers der Wöchnerinnen wusste er "alles wird gut - alles ist gut!". Die Mutter war "über'n Berg" der Schnittentbindung, das Handy klebte bereits wieder am Ohr. Der erst vor wenigen Stunden angekommende neue Erdenbürger war frisch gewindelt und roch dezent nach Babyöl.
Behutsam nahm der Mann, der nicht Josef war, seine Tochter auf den Arm. Das Kind öffnete die Augen und sein Vater meinte es würde ihn anlächeln.
Kapitel 2
Es folgten die üblichen Wochen des Lebens mit einem Neugeborenen. Der Vater arbeitete, zahlte an die Mutter und war so oft es ging sorgend beim Kind. Er wusste,das er außer Stillen alles konnte, genauso und sogar besser als des Kindes Mutter. Bereits zweimal hatte er sich bewährt.
Das erste Weihnachtsfest des Kindes war geprägt von Fläschentrinken, dem Wechseln der Windeln, Schlafen und gesunder Gewichtszunahme. Die
Anwesenheit von Vater und Mutter nahm es unbewusst wahr.
Es galt das Wort des Vaters. Er war für sein Kind da,
er war präsent und ging den nicht einfachen Weg der
Eltern die getrennt leben. Das Kind spürte die Liebe
und Zuneigung Beider.
Als genug empfand die Mutter das nicht.
Für sie war die Gesamtsituation unbefriedigend.
Was sie selbst begehrte und aufgrund der
Trennung vom Vater,der nicht Josef hieß, entbehrte
sollte auch das Kind nicht erhalten.
Den gemeinsamen Elternweg mochte sie nicht beschreiten.
Fortan wurden Absprachen schwieriger und die Forderungen an den Mann, der zu seinem Wort stand, größer und anmaßender. Einschränkungen reihten sich aneinander. Von der Taufe des Kindes wurde der Vater ausgeschlossen. Zum ersten Geburtstag der gemeinsamen Tochter erreichte ihn eine Einladungskarte mit dem einleitenden Worten "Obwohl Du es nicht verdient hast..".
Es war der erste und zugleich letzte Kindergeburtstag an dem Papa gratulieren und die Lütte knuddeln durfte.
Während der Mann, der nicht Josef war, noch grübelte warum er die Liebe der Tochter nicht verdient hätte nutzte er jede Chance dem Kind nah zu sein. Er war kein Vater der sein Kind verlässt.
Zuverlässlich und stark assistierte er der Tochter als sie schwankend wie Popeye die ersten Schritte machte. Jedes Mal wenn ihm fortan Audienz gewährt wurde schenkte seine Jüngste ihr strahlendstes Willkommenslächeln. Die aufrichtige kindliche Freude ließ ihn das von der Mutter ausgesprochene Wohnungsverbot und weitere Bevormundungen hinnehmen. Erst allmählich begriff er, das seine Tochter einen unsichtbaren Makel besaß.
Sie war ein Kegel und er rechtlos.
Kapitel 3
Getäuscht von der medialen Selbstdarstellung der "Schergen des Königs Herodes" wandte sich der Mann, der leiblicher Vater des Kindes ist, an Vertreter des Jugendamtes und öffnete so die Büchse der Pandora.
Es begab sich sodann, das durch die unbewachte Pforte zur Unterwelt Heerscharen von Monstern, allen voran das apokalyptische Trio der Familienvernichtung aus Jugendamt, Psychologen und Rabulistikern, entwichen. Das teuflische Inferno, welches dereinst Ritter, Tod und Teufel nur nach langen Ringen anzurichten vermochten, vollbringen die geistigen Brandstifter einer sogenannten Helferindustrie heute zügig und mit staatlicher Beihilfe. Ungehindert leben sie Allmachtsphantasien und ihre dunkle Seite zu Lasten von Kindern und ihren Vätern aus, während sie für das allgemeine Volk den Sirenen gleich ein gar lieblich süßes, betörendes Lied vom Kindeswohl und seinen hehren Beschützern singen.
Für Vater,Mutter,Kind indes glich der Gesang eher dem heisernen Gekrächze von Hähnen die vermeinen, das ihretwegen des Morgens in der Früh die Sonne aufgehe. Bei Hähnen ist diese irrige Annahme und das morgendliche Krähen verständlich, droht doch sonst der Kochtopf - der Anwaltsschwemme und Helferindustrie indes einzig die Trennung von den (Aus-)Zahltöpfen der Statthalter.
Selbst wenn die Familie den Streit intern beigelegt hätte verstummt wären die falschen Sänger nicht.
Für den Mann, der nicht Josef war, begann ein langes und zähes Ringen während die verbleibenden Möglichkeiten der Beziehungspflege zur Tochter schneller schmolzen als Restschnee in warmer Märzsonne. In dem Umfang wie sich das wachsende Wohlfühlen des Kindes beim Vater offenbarte erstarkten die Gegenkräfte die das Ausleben des Liebesbedürfnisses verhinderten.
Die Mutter mietete sich auf Kosten der Staatskasse einen Anwalt und das Hauen und Stechen bei Gericht nahm seinen Anfang.
Jeder Jurist weiß, dass nicht nur Benzin ein Brandbeschleuniger ist.
Seelenklempner mit und ohne Diplom, stets jedoch mit wohlklingenden Titeln wurden hinzugezogen, ganz so als ob die Eltern geisteskrank wären, nur weil sich sich in der Frage der Regelung des Umgangs des Kindes mit seinem Vater nicht zu einigen vermochten.
Gutachter, die als Schlechtachter ihre Honorare maximierten, gaben ihrem zweifelhaften Tun den Anschein von Sinn indem sie hunderte Seiten Papier beschrieben.
Robenträger produzierten Kosten und Beschlüsse und stimmten in den Kanon des wohligen Kindeswohl-Singsangs ein. Die Strophen von der Gehaltspfändung des Vaters, der Kontosperrungen und dem Treffen mit Gerichtsvollziehern waren besonders lyrisch. Das Versmaß bei Strafanzeigen, einstweiligen Verfügungen und der Nutzung des Gewaltschutzgesetzes wurde indes verlängert. Ganz so, als ob das Gewaltschutzgesetz Gewalt verhindern würde statt selbst zu sein.
So stand denn auch nicht das Kind im Mittelpunkt der familiengerichtlichen Verfahren sondern stets der Vater und seine Entsorgung. Der Mann, der nicht Josef war, blieb unbeeindruckt, sodass der Vorwurf des Querulantentums eine Steigerung durch Kriminalisierung, dem Vorwurf des Stalking und der Unterstellung einer Persönlichkeitsstörung (egal ob mit Cluster-Einstellung nach DSM-5 oder ICD-10) erfahren musste, damit "endlich" der erste, gleich mehrjährige Ausschluss des Umgangsrecht von willigen Richtern verfügt werden konnte, während sie ihre Hände mit unschuldiger Miene in den Meinungen der Kindeswohlfrevler wuschen.
Die Würde des Vaters ist bei Gerichten des Abendlandes antastbar.
Ein Ringen um eine Konfliktlösung bestimmte das Handeln von mehr als 40 Richtern, 4 Gutachtern, mehreren Anwälten der Mutter, Mitarbeitern des Jugendamtes und Diplom-Psychologen jeder Coleur so wenig wie das vielgepriesene Kindeswohl.
Die nächsten Weihnachtsfeste des Kindes waren vaterlos.
"Weihnachten ist wohl eher ungeeignet um einen Kontakt zwischen Vater und Kind zuzulassen" offenbarte weise ein Jugendamtmitarbeiter dem Gericht.
Wäre der Mann, der nicht Josef ist, Ali Baba und hätte er es einzig mit 40 Räubern zu tun gehabt, fürwahr er wär´ dem Kind als Vater erhalten geblieben.
So aber starben nicht die Räuber und bald äußerte das Kind den Wunsch, der Vater möge tot sein.
Die Erfolge der professionellen Kräfte der Helferindustrie und die von ihnen geführten Marionetten in schwarzen Roben setzten sich mit der Aneinanderreihung weiterer Kontaktverbote des Kindes mit dem Vater fort.
Väterliche Weihnachtsgrüße im Internet oder über das Väterradio erreichten in den nächsten Jahren das Kind sowenig wie Briefe, Karten oder Geschenksendungen.
Beim Krippenspiel seiner Gemeinde übernahm das Kind, das keinen Vater mehr haben durfte, die Rolle des Josef.
Der Vater, der nicht Josef ist, hat Weihnachtsfeste erlebt die besinnlich waren und die Familie zusammenschweißten. Seine erwachsenen Töchter mögen diese Erinnerungen nicht missen.
Von den 13 Festen der Geburt Jesu die das Kind des Mannes der nicht Josef ist bislang feiern konnte entfallen ca. zweieinhalb Stunden auf ein Zusammensein mit der väterlichen Familie am zweiten Weihnachtsfeiertag vor neun Jahren.
Die Zeit reichte für ein (fehlerfrei aufgesagtes und auf Video festgehaltenes) Gedicht, ein gemeinsames Lied und die Bescherung mit Schwester, Vater und dessen Frau.
Es war der schönste Puppenwagen der Welt mit der niedlichsten Babypuppe den das Kind erhielt.
Ob diese Erinnerungen dem Kind tatsächlich genommen werden konnten, fragt sich dessen Vater vor dem Weihnachtsfest 2015.
Ein erneuter Versuch für sein Kind da zu sein scheiterte. Der gerichtliche Veitstanz endete mit einem Speeddating der besonderen Art.
Das vom Vater nicht verlassene Kind will keinen Kontakt mit ihm haben.
Das Warum vermag es nicht zu beantworten.
Selbst Ochs und Esel im Bethlehemer Stall wären hier entsetzt.
Warum wird dem Kind Hilfe verwehrt?
Was dem Vater bleibt ist penetrante Zuversicht.Wann wenn nicht am höchsten Feiertag ist die Chance auf Versöhnung, Liebe und Menschlichkeit am größten, egal wie viel grantige und menschenverachtende Nachfolger von Ebenezer Scrooge sich in Ämtern, Behörden und Gerichten tummeln.
"Die bloße Mahnung an die Richter, nach besten Wissen und Gewissen zu urteilen, reicht nicht. Es müssten auch Vorschriften erlassen werden, wie klein das Wissen und wie groß das Gewissen sein darf. " (Zitat:Karl Kraus)
Kapitel 4
Es begab sich zu der Zeit als der Mann, der nicht Josef war, und von seiner Tochter getrennt wurde, dass in der großen Stadt des Abendlandes eine neue Generation von Richtern an Familiengerichten heranwuchs.
Böse Zungen behaupten zwar, das Quotierungen unqualifizierten und empathiefreien Nachwuchs in die Gerichtssäle spülte. Doch die junge Frau, die den Fall des Nichtjosef und seiner Tochter künftig betreuen soll, war ehrgeizig und im Besitz eines Doktortitels. Es handelte sich zwar nicht um den Titel eines Doktors der Medizin oder eines Doktors einer Wissenschaft (das rabulistische Durchdringen von Begrifflichkeiten hat wohl wenig mit Science gemein), aber immerhin.
Nun hatte sie sich bemüht, mit dem Totenreich befasst, dem Vater gedankt und ward (zunächst auf Probe) Familienrichterin, die schlicht beweisen wollte, mit der Quote nichts gemein zu haben.
Mit Recht durfte sie auf den Doktor vor ihrem Namen stolz sein.
Eine Heirat und die Geburt des ersten Kindes vervollkommneten das private Glück.
Was gibt es Schöneres als Mutter zu sein?
Was ist erhabener als als Familienrichterin Gutes zu tun? Nicht die Spende für Kinder in Not sollte ihr Wesen ausmachen sondern die direkte wohlwollende Hilfe für Kinder im Gerichtssaal.
Eingehüllt in schwarzen Stoff mussten außenstehende Dritte von ihr Kompetenz erwarten.
Was sie indes lieferte waren einstweilige Anordnungen und Beschlüsse mit Textbausteinen so altbacken wie plagiatsverdächtig.
Ein erkennbarer Generations- oder gar Paradigmenwechsel ließ sich mit ihrer Person nicht verbinden. Mit ihrer Arbeit sorgte sie nicht unwesentlich dafür, dass sich diese Weihnachtsgeschichte in die der traurigen Märchen, wie die vom kleinen Mädchen mit den Schwefelhölzern, einreiht.
Aber: die Berufstarterin und Jungrichterin war angekommen, sie schwamm im Tross und war anerkannt.
Kapitel 5
Jetztzeit.
Das Leben ist Veränderung pur. Die Wandlungen und Variationen der Feier der Geburt Jesu Christi bestätigen diese Aussage. Einzig nicht zu akzeptieren ist der Versuch Weihnachten zu einem vaterlosen Fest zu machen um/und Familien zu zerstören.
Im abendländischen Raum prägen und wandeln mannigfaltige regionale Bräuche das Christfest und die Art seines Begehens. Sogar Atheisten lassen sich "ihr" Weihnachtsfest nicht nehmen. Einzig Gänse haben gegen die Art und Weise der Festgestaltung Einwände.
Nicht jede von ihnen wird "begnadigt".
Neben neueren Traditionen wie Weihnachtsbaum, Geschenke oder Kartoffellsalat mit Würstchen hat sich die Firmen- oder Betriebsweihnachtsfeier, trotz eines oft zweischneidigen Rufs, etabliert.
Für die einen ein Graus und notwendiges Übel, für die anderen der lange erwartete Höhepunkt des Arbeitsjahres, die heißersehnte Partynacht, sind die Firmen- und Betriebsweihnachtsfeiern ein Muss, piepegal ob geliebt oder gehasst.
Diese Form des Feiern kann zum Karriereschub oder zum Karriereknick führen. Mit der urigen Weihnachtsbotschaft haben sie oft nichts gemein. Ob fleißig gearbeitet, getratscht, wegdelegiert oder gemobbt wird - irgendwie tragen Firmenfeiern zu einem guten Betriebsklima bei.
Ein solches Klima wird, allein schon aufgrund des Arbeitsgegenstandes, auch in den Trutzburgen des Familienunrechts für wünschenswert angesehen und so kommen die kleinen Gehälter der Registraturen und Justizbeschäftigten einmal im Jahr mit den Rechtspflegern und Trägerinnen schwarzer Roben (weisungsgemäß) gemütlich zusammen, treffen sich Frischlinge und Friedhofsgemüse beim Punsch.
Auch im Amtsgericht unserer Geschichte lief sich die Jahresendfeier warm,
die Selbstloborgie zur Partyeröffnung war "gegessen",
der Alkohol spendierte den ersten Wangen bereits ein kräftiges Rot,
es wurde gefachsimpelt und angegeben.
Die junge Frau, die für den Fall des Mannes der nicht Josef ist, als Familienrichterin verantwortlich zeichnet konnte gedanklich nicht abschalten. Berufsanfängern passiert das öfter und schwupps liegen sie mit den (Akten-)Problemen der Arbeit daheim im Bett.
Hast du nicht irgendetwas vergessen? Ein Häckchen hier, eine Paginierung dort?
Wollte der Vater des Kindes, der eigentlich ordnungsgemäß entsorgt schien, nicht seiner Tochter einen Brief zum Weihnachtsfest schreiben?
Ein entsprechender Antrag war anhängig.
Na klar,schoss es der Jungrichterin durch den Kopf, aber das darf nicht sein.Das muss abgelehnt werden! Jetzt und schnell!
Die junge Frau griff sich ihre Handtasche, trank den letzten Schluck Glühwein und machte sich, in der Hoffnung das ihr Verschwinden nicht weiter auffallen würde, auf den Weg zum anderen Ende des Gerichtsgebäudes, zu ihren Arbeitszimmer.
Noch außer Atem vom schnellen Lauf durch das leere Gebäude ließ sie sich in den Arbeitssessel fallen und schaltete gewohnheitsmäßig den Computer an.
Von irgendwoher war leise ein Weihnachtslied zu hören."Ihr Kinderlein kommet".
Das Hochfahren des Computers dauert aber wieder, dachte sie und erschrak zugleich, weil rechts oben auf dem Monitor ein heller Fleck pulsierendes Licht abgab.
"Warum hast du dem Kind nicht geholfen?"
Sie drehte sich um.
Außer ihr war niemand im Zimmer. Woher also kam die Stimme?
Vielleicht war ein Glühwein schlecht oder ich habe mir einen Tinnitus eingefangen.
An den PC´s der Richter sind keine Lautsprecher angeschlossen.Zufrieden mit dieser beruhigenden Erkenntnis atmete sie kräftig durch und griff die Akte, die den Fall des Mannes der nicht Josef ist, beschreibt.
Als sie sich in den Vorgang einlesen wollte ertönte die unbekannte Stimme erneut.
"Hallo! Ich bin Pebb§y, dein Computerprogramm und kann mehr als das ITDZ behauptet."
Wie zur Untermalung des Gesagten wurde der Fleck auf dem Bildschirm größer und pulsierte synchron mit den Worten.
Die Richterin wusste, dass Pebb§y die Bezeichnung für das, von ihr gehasste, Personalbedarfsberechnungssystem ist und das das IT-Dienstleistungszentrum der Behörden mit Dienstleistung wenig am Hut hatte.
Die Frage, wie das mit Pebb§y überhaupt funktionieren kann, stand im Raum als sie hörte.
"Warum hast du dem Kind nicht geholfen?"
"Ich wollte ja," begann sie sich zu rechtfertigen,"aber die Mutter wollte nicht, der Anwalt der Mutter wollte nicht, der Angestellte vom Jugendamt wollte nicht, die Beiständin und der Gutachter lehnten ohnehin den Vater für das Kind ab. Das Kind sollte zur Ruhe kommen.Aber, warum soll ich darauf antworten?"
Aus dem Off war eine andere,dunklere Stimme zu vernehmen.
"Weil Weihnachten ist und die Ruhe eines Friedhofs für eine Heranwachsende schädlich."
Trotzig wiederholte die Richterin:"Warum soll ich antworten?
Ich steh´nicht vor Gericht.
Ich bin die Richterin.Ich!"
"Genau! So ist es auf meiner Platine gespeichert."reagierte Pebb§y in Echtzeit,"Die Richterin ordnet Kontakte zwischen Vater und Kind an und das Kind ist befreit vom Loyalitätskonflikt mit der Mutter. So ist zu helfen! Auch wenn du die Erste bist die in diesem Gericht so arbeitet."
Die ferne Weihnachtsmusik war verklungen. Jetzt war der Gesang einer rauchigen Frauenstimme zu vernehmen.
Sag mir wo die Kinder sind,
wo sind sie geblieben
Sag mir wo ihr Lachen blieb,
was ist geschehen?
Sag mir wo die Kinder sind,
Mütter erbeuteten sie geschwind.
Wann wird man je verstehen,
wann wird man je verstehen?
Die Richterin wollte dem unbekannten Text weiter lauschen als Pebb§y fragte:
"Sind deine Beschlüsse für fremde Kinder auch für dein eigenes geeignet? Komm´ ich zeig dir was bei der Entfremdung von Kindern, dem Fehlen von Vätern in ihrem Leben passieren kann.
Schau auf deine Arme!"
Fast gehorsam senkte die junge Mutter die Augen.
Sie sah und erkannte die Arme ihres Kindes die mit Wunden vom Ritzen und Schneiden übersät waren.In ihrer Ausbildung hatte sie solche Bilder im Rahmen einer kurzen Unterrichtung über selbstverletzendes Verhalten gesehen.
"Blick weiter auf die Arme",orakelte die Software. Jetzt steckte eine Spritze im Fleisch und die Hand hielt ein vollständiges Fixerbesteck aus Spritze, Löffel, Streckschlauch und Feuerzeug.
"Was hält dein Kind für ein Papier in der Hand?" Die Richterin erkannte einen Haftbefehl wegen Raub und rief:"Hör´auf!"
Pebb§y trug monoton vor: "gelesen in der Neuen Zeitschrift für Familienrecht (NZFam) 21/2015 vom 06.11.2015 Z: 989 – 995 von Prof. Dr. med. Ursula Gresser:
„Kontaktverlust zu leiblichen Eltern führt unabhängig vom Lebensalter des Kindes bei Beginn und der Dauer des Kontaktverlustes zu einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von schweren Depressionen, Angststörungen, Panikstörungen, Alkoholabhängigkeit, Drogenmissbrauch, Drogenabhängigkeit und Phobien. Kontaktverlust zu Mutter bzw. Vater bewirken beide erhöhte Erkrankungsrisiken mit unterschiedlichen Risikokonstellationen.
Die Folgen können lebenslang anhalten. So führte z.B. Kontaktverlust zu einem Elternteil durch Trennung – nicht aber durch Tod - zu einem erhöhten Risiko, an einer Alkoholabhängigkeit zu erkranken.“
"Hör doch endlich auf,"stöhnte die Richterin, nachdem sie mehrfach vergeblich versucht hatte den Ausschalter für den Computer zu betätigen,"heute wird das nix mehr mit der Zurückweisung des Antrages des Vaters auf Erlaubnis der Tochter schreiben zu dürfen."
Ist das das Ende unserer Geschichte?
Gewiss nicht. Es gibt viele Väter, die nicht den Namen Josef tragen, und es steht viel Geld und Gier auf dem Spiel das die Monster der Kindeswohlbegriffsdeutung daran hindert in die Büchse der Pandora zurückkehren.
Noch auf lange Zeit ist das Licht der Weihnacht im Abendland des Mutterkultes durch eine schwarze Phalanx von Kindeswohlfrevlern verdeckt.
Der Mann, der nicht Josef ist, und seine Tochter sind nicht gestorben.
Sie leben noch.
Das Licht der vergangenen Weihnacht konnte sie nicht erreichen.
Wie das familiengerichtliche Verfahren ausgehen wird kann demnächst auf sorgerechtapartheid.de nachgelesen werden.
Es stimmt, das das Leben ständigen Veränderungen unterliegt.
Eine Zahnarztpraxis heißt heutzutage manchmal Zahnerhaltungspraxis. Sollte dereinst im Kopfbogen von Beschlüssen unserer Familienrichterin statt Amtsgericht Elternerhaltungsgericht stehen wäre für das Wohlergehen von Kindern viel getan und manch einer der diese Geschichte von der abendländischen Weihnacht las mag annehmen, das der Geist von Pebb§y... äh..,der Weihnacht erneut Gutes bewirkte.
Statt dem Aufdruck der Kampagne be Berlin würde Briefen des Familiengerichts künftig die Worte Allen Kindern beide Eltern als Stempelaufdruck besser zu Gesicht stehen,
meint der Geschichtenerzähler Papa Bolle
mit besten Wünschen für eine friedliche, besinnliche Weihnacht im Kreis der Familie
(dieses Lied war im Arbeitszimmer der Richterin zu hören, der Text sehr frei angelehnt an den Marlene Dietrich Song:
Sag mir wo die Blumen sind
Sag mir wo die Väter sind,
müssen zahlen, dürfen das Kind nicht sehen,
Wann wird man je verstehen?
Sag mir wo die Mütter sind,
entsorgten Väter so schnell es ging.
Sag mir was von Eltern bleibt,
wird einer rechtlich kalt gestellt.
Sag mir wo die Frevler sind
die Kinder gönnen das Lachen nicht.
Sag mir warum das Geld nur zählt
und nicht das Wohl der Kinder.
Sag mir wo die Kinder sind,
Sag mir wo ihr Lachen blieb,
was ist geschehen?
Sag mir ob sie glücklich sind,
nachdem der Vater musste fort.
Ergänzende Infos:https://de.wikipedia.org/wiki/
Where_Have_All_the_Flowers_Gone
Gert Bollmann
Erstveröffentlichung am 14.Dezember 2015
leicht aktualisiert am 28.November 2017